Sonntag, Juli 22, 2007

Death Proof

Letzte Nacht nach dem Dienst doch noch Tarantinos "Death Proof" endlich gesehen. Mir wäre ja das komplette Grindhouse-Projekt lieber gewesen, aber das gibt's bei uns leider nicht. Kann nur hoffen, daß es wenigstens auf DVD in der Original-Fassung erscheint.

Tja, und nun steh' ich da wie Ochs vorm Berg. Wenn mich jemand fragt, wie er mir gefallen hat, kann ich nur sagen: " .... ??? ..." - Eigentlich mag ich Tarantino, weil ich seine Filme mag. Hier ist eher die Frage: Mag ich den Film, weil ich Tarantino mag?

Die erste Hälfte besteht aus end- und sinnlosem Gequassel der Bitches ersten Frauentruppe und geht mit der Zeit einfach nur auf den Senkel. Keine schönen Dialoge über Hamburger auf Holländisch, sondern wirklich nur Gelaber, Gelaber, Gelaber. Wohl nur für Fußfetischisten interessant, denn Füße gibt's jede Menge in Großaufnahme zu sehen.

Doch dann wird man für die Geduld wieder belohnt: Endlich geht's nach einer halben Stunde zur Sache, als Kurt Russel ins Spiel kommt. Er bekommt von sexy Vanessa Ferlito einen Lapdance geliefert (auch wenn ich ehrlich gesagt die Geschichte mit dem Robert-Frost-Gedicht etc. nicht so ganz kapiert habe; da hatte ich - typisch Mann? - bei dem Frauengequassel wohl gerade abgeschaltet?), bei dessen Anblick von meinem (heterosexuellem) Begleiter Dampfschwaden aufstiegen, und der sogar mir gefallen hat. Nicht nett von Quentin, den durch einen scheinbaren Filmriß oder "fehlende Spule" einfach zu beenden.

Aber gleich darauf gibt's endlich etwas Action, als Stuntman Mike sein erstes Opfer ein bißchen durchs Auto purzeln läßt, bis es tot ist. Wie glaubhaft das Ganze nun ist... Naja, darüber braucht man sich nicht lange Gedanken zu machen, denn als nächste Opfer hat er sich schon die anderen Mädels ausgesucht. Die rammt er mit seinem stahlverstärkten Bulliden frontal mit Hochgeschwindigkeit. Die Szene ist viermal hintereinander aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Immerhin ein netter Einfall.

Und schon ist es wieder 'ne Weile vorbei mit der Action. Stuntman Mike landet im Krankenhaus (gezerrter Zeigefinger oder so ähnlich). Es gibt noch ein kleines Intermezzo mit einem Polizisten-Gespann, das aber wahrscheinlich auch nur gewisse Filmexperten zu schätzen wissen (kleiner Tip für alle anderen: Denkt an Kill Bill! - Überhaupt: Schaut Euch vorher nochmal Kill Bill an, dann versteht Ihr viele Anspielungen besser! z.B. auch die Namen von SMS-Empfängern...). Und schließlich geht's weiter mit.... der zweiten Frauengruppe und Gequassel, Gequassel, Gequassel.

Nach genug Gequassel endlich wieder Action. Und die ist dann so hanebüchen, daß man sie nicht mal Tarentino verzeihen kann. - Also bitte! Quentin! Diese Verfolgungsjagd mit der Stuntfrau auf der Motorhaube kann doch nicht Dein Ernst sein, oder? Reminszenz an Exploitation hin oder her - das war einfach absurd! Zwar wird öfter behauptet, daß Frauen schon mal das Gaspedal nicht vom Bremspedal unterscheiden können, aber das war nun wirklich einfach nur noch blöd. blöd. blöd. blöhöd! Kann man nicht anders sagen. 100 Gelegenheiten, um die Karre mal kurz anzuhalten und die nette Kühlerfigur einsteigen zu lassen, aber keine genutzt? Da fühle ich mich als Zuschauer dann doch etwas zu sehr verarscht.

Und als die Frauen in der Umkehrung dann zu Jägerinnen werden... Auch nicht sonderlich glaubhaft. Erst sind sie langsamer und schwächer, so daß sie sich ständig von der Straße drängen lassen, dann hat ihr Auto scheinbar etliche PS und einige Tonnen Kampfgewicht zugelegt, so daß sie den Spieß umdrehen können? Ja. Klar. Nee?

Die Schauspieler? Vanessa Ferlito, die sich totquasselt eine unerfreuliche Begegnung mit der rechten Vorderfelge hat, ist ja doch recht sexy. Die anderen Frauen auch nicht übel. Quentin selbst als Barkeeper leidet unter einer fürchterlichen Synchronstimme. Er sollte die Schauspielerei einfach bleiben lassen. Ob mit oder ohne (schlechter) Synchro. Naja, war in seiner Kürze noch als Gastauftritt willkommen und entschuldbar.
Ob nun Kurt Russell mit diesem Film sein Comeback schafft, bezweifle ich noch. Ihm ist seit der Klapperschlange einfach das Charisma abhanden gekommen. Und viel zu schnell & abrupt mutiert er vom alternden, lässig-coolen Killer zum weinerlichen Weichei ("Pienzje" würde man in der Pfalz sagen).
Eine große Enttäuschung war für mich Zoe Bell - die Stuntfrau, die Uma Thurman in "Kill Bill" doubelte. Hier darf sie sich zur Belohnung selbst spielen: Eine toughe Stuntfrau. Und nicht mal das kann sie! Ihre Stunts sind ja nicht übel, aber für die schauspielerischen Szenen hätte sie ein Schauspieler-Double gebraucht.

Was mir nun an dem Film gefiel, hat mich gleichzeitig peinlich berührt: Neben den vielen Andeutungen und Anlehnungen, waren es die (absichtlichen) Pannen, der Wechsel von Farbe zu Schwarz-Weiß zurück zu Farbe, die ganzen "Fehler", der Retro-Look, in dem Tarantino ihn gedreht hat. - Ich fragte mich die ganze Zeit, ob von den ca. 30 Zuschauern, die in die Spätvorstellung kamen, sich nicht 29 dachten, ob unser Vorführer einen an der Klatsche hat. Perlen (sofern man bei diesem Film von einer "Perle" sprechen mag) vor die Säue geworfen.

Also.... ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll. Muß wohl wirklich warten, bis er auf DVD erscheint und ihn mir dann nochmal genauer ansehen. Vor allem in der Hoffnung, dann auch das Grindhouse-Projekt als Ganzes ergattern zu können.

Ja, und dann natürlich noch auf die Fortsetzung warten: Der Filmstart von "Planet Terror" von Rodriguez ist für den 4. Oktober geplant (zumindest meines Wissens nach. Andere behaupten ja, er käme schon nächsten Monat. Hm...?).

Fazit: Wer ein Roadkiller- und Action-Movie erwartet, soll sich das Eintrittsgeld sparen. Wer Tarantino mag, kann ihn sich ansehen. Aber im Endeffekt ist es vielleicht wirklich sinnvoller, auf die Grindhouse-DVD zu warten?

2 Kommentare:

Micha hat gesagt…

Ich habe mir heute wieder die Formel 1 angesehen. Da war auch Quentin Tarantino an der Strecke und wurde interviewt. Da habe ich mich echt gefragt, was der sich eingeworfen hatte. Der war ja total gagga und neben der Spur. Jetzt weiß ich auch, warum seine Filme immer so strange sind. ^__^

Randy_Jim hat gesagt…

Ich finde die meisten seiner Filme eigentlich gar nicht so strange, sondern eher genial. Vor allem "Kill Bill" und "Pulp Fiction". - Aber was er sich bei "Death Proof" gedacht hat, weiß ich beim besten Willen nicht.