Mittwoch, Oktober 18, 2006

In memoriam

Dieser Eintrag ist Matthew Shepard gewidmet, der am 12.10.1998 in Fort Collins/Colorado verstarb.

Erst wollte ich doch nichts mehr dazu schreiben, nachdem ich es letzten Donnerstag nicht mehr rechtzeitig schaffte und mir dann mal wieder ein arbeitsreiches Wochenende dazwischen kam. Aber zum einen aus aktuellem Anlaß (Stichwort "Moralapostel"), zum anderen weil selbst meine bessere Hälfte nicht wußte, wer Matthew Shepard ist, hier doch noch ein Nachtrag/-ruf.

In der Nacht vom 6. auf 7. Oktober 1998 wurde der 21jährige Matthew Shepard Opfer eines schwulenfeindlichen Überfalls. Er wurde auf brutalste Weise von zwei Schwulenhassern überfallen und zusammengeschlagen. Nachdem die Täter ihm den Schädel mit einem Revolver eingeschlagen hatten, fesselten sie ihn mit seinen eigenen Schnürsenkeln an einen Zaun. Erst 18 Stunden später wurde er von zwei Radfahrern gefunden, die ihn zunächst für eine Vogelscheuche hielten. Er ist nicht mehr aus der Bewußtlosigkeit erwacht, bis er einige Tage später im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen gestorben ist.

Was mich beinahe noch mehr entsetzt als die brutale Tat an sich, sind die Ereignisse, die sich hinterher zugetragen haben. Die Täter verteidigen sich bis heute damit, daß die Bibel ihnen Recht gäbe und es völlig okay wäre, Schwule umzubringen. Und sich selbst "Christen" schimpfende Fanatiker waren tatsächlich so dreist, sich selbst bei der Beerdigung von M. Shepard hinzustellen mit Transparenten wie "Matthew Shepard verrottet in der Hölle!" und ähnlichem Schwachsinn.

Nun denn... jedem seinen Glauben, jedem seine Überzeugung. Die Welt wäre langweilig, wenn wir alle den gleichen Glauben, die gleiche Überzeugung, den gleichen Lebensstil hätten. Aber in dem Moment, wo jemand sich anmaßt, andere zu verurteilen, weil dieser nicht seinen eigenen Moralvorstellungen entspricht, in dem Moment werde ich recht gereizt (gelinde gesagt). {Vielleicht war ich deshalb bei einer anderen Thematik heute auch recht empfindlich bzw. wortklauberisch?}

Hier nun noch ein Video, das jemand in YouTube gestellt hat. Das Lied ist von Melissa Etheridge, extra aus diesem Anlaß geschrieben; es heißt "Scarecrow", also "Vogelscheuche":
(Nicht wundern: Die Musik setzt erst nach ca. 1 Minute ein!)



1 Kommentar:

Micha hat gesagt…

Dieses Ereignis ist auch voll an mir vorbei gegangen.
Schon traurig wie ignorant und fanatisch manche Idioten sind und dann noch "ihre" Religion als Vorwand bringen. Einfach nur widerliche Arschlöcher die hoffentlich selber in der Hölle schmoren.